I steh in Seattle und wart auf mein Packerl, aber es kommt net …

Diese Geschichte beginnt eigentlich schon in Kalifornien, genaugenommen in Redding, nördlich des Lassen-Volcanic-National-Park: Dort habe ich nämlich meinen E-Reader im Hotelzimmer vergessen. Bemerkt habe ich das erst, als wir schon fast wieder an der Küste waren. Chris hat in mühsamen E-Mails und Telefonaten, unterstützt von einem besonders freundlichen Postangestellten in Crescent City, den Hotelbetreiber mit Geld und Zustell-Adresse in Seattle ausgestattet. Während unseres Aufenthalts hier sollte mein geliebtes Buch voller Bücher wieder auftauchen.

 

Leider war es nicht ganz so einfach:
Seit unserer Ankunft im Hotel hat Chris die Angestellten an der Rezeption (alle einzeln und persönlich) darüber informiert, dass wir ein Päckchen aus Redding erwarten.
Er hatte vom Absender eine Tracking-Nummer erhalten. Damit wusste er, dass das Packerl unterwegs war. Heute Früh wollten wir eigentlich zum Mount Rainier weiterfahren, doch daraus wurde vorerst nichts. Laut Information per Trackingnummer, war mein Reader in Seattle angekommen und unterwegs zum Hotel.

 

Und damit fängt die ganze Aufregung erst richtig an:

Beim Auschecken nach dem Frühstück stellen wir die erste Anfrage, ob mein Päckchen gekommen sei. Nein, aber die Post war noch nicht da. Die kommt erst zwischen 12 und 1. – Wir fahren tanken.
Zweiter vergeblicher Versuch.
Wir vertreiben uns die Zeit mit shoppen in der nächsten Mall. – Teurer Spaß.
Inzwischen war der Briefträger da, doch mein Päckchen war nicht dabei. Die Rezeptionistin und ihr Kollege sind ratlos, doch auch ein Versuch bei der Post anzurufen hilft nicht weiter. Wir fahren also hin, werden zu einer anderen Postfiliale weitergeschickt, wo die Angestellte meint: „Your package is in the carrier, you must wait. If it isn’t delivered, come back at 6 o’clock.“

Wir verabschieden uns von der Idee, den Mount Rainier aus der Nähe zu sehen, fahren statt dessen durch einen „Memorial Park“ – einen Friedhof, ja da fährt man tatsächlich mit dem Auto durch. Ich fühle mich etwas sonderbar.

Viel lustiger ist da „Krispy Kreme“ ein Donut-Laden, von dem in einem meiner Lieblingsromane geschwärmt wird.

 

Wir beobachteten 20 Minuten lang wie die Donuts zum Aufgehen durch den Wärmeschrank auf- und abgefahren werden und dann durch die Back- und Glasierstraße schwimmen, nur um am – versehentlich abgestellten – Abkühlband einen kapitalen „Auffahrunfall“ zu erleiden.

Den Berg aus 18 verunglückten Donuts bekommen wir schließlich geschenkt.

Auch im benachbarten Baumarkt ist es recht witzig. Chris findet billiges Geocaching-Zubehör und ich mache wieder einmal Sprachstudien und wundere mich, was hier alles mit „handy“ bezeichnet wird.

Schließlich ist die Wartezeit – nach einem eigentlich unnötigen Mäcki-Besuch – endlich um, doch mein Reader ist nirgends aufgetaucht. Ein sehr freundlicher und engagierter Postbediensteter findet schließlich heraus, wo das Packerl gelandet ist: nicht am „Northgate Way“ sondern in „North Bend“, das ist eine andere Stadt im US Bundesstaat Washington, er macht nur eine Handbewegung im Sinne von „weit weg“. Doch er verspricht mir, dafür zu sorgen, dass ich mein Packerl bekomme, bevor wir heimfliegen. Darauf hoffe ich jetzt, damit sich der teure Spaß wenigstens ausgezahlt hat.

 

Am Weg über die Autobahn nach Süden zum nächsten Hotel erhaschen wir dann in der Abenddämmerung doch noch ein paar hübsche Blicke auf den Vulkanriesen Mount Rainier, und erfreuen uns an Glaskunstwerken von Dale Chihuly in Tacoma .

Ein Kommentar Gib deinen ab

  1. Ingrid und Paul sagt:

    Hallo, Ihr Lieben alle!
    Zuerst einmal ganz herzlichen Dank für Euer wundervolles Reise-Tagebuch!
    Es ist eine große Freude für uns! Ganz besonders gefallen mir die herrlichen Nachtbilder der großen Städte, die beeindrucken mich sehr!
    Und Eure freudigen Gesichter sind eine besondere Freude für uns beide.
    Jetzt teilen wir Eure Sorgen um das E-book!
    Habt nur Geduld – gut Ding braucht eben Weile!
    Was mich noch (außer den vielen schönen Bildern) vor allem beeindruckt,
    ist Eure Kraft, nach einem anstrengenden Reisetag voller neuer Eindrücke, Überraschungen und Aufregungen davon zu berichten.
    Da habt Ihr sicher oft kostbaren Schlaf geopfert.
    Für die letzten Tage in der „neuen Welt“ nochmals alles Gute und Schöne
    und eine glückliche Heimkehr
    wünschen Euch Ma & Pa

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